Geothermie Ried: Neue Fakten und Hintergründe.
Aufmerksame Leser der Oberösterreichischen Nachrichten und des Grünspechts werden sich beim Lesen der Stories über die Millionenhavarie bei der Fernwärme-Bohrung in Mehrnbach gewundert haben: Fast eine Million Euro klafft zwischen dem öffentlich eingestandenen Schaden der Geothermie (OÖN vom 16. Feb. 2018) und den Grünspecht Recherchen (#geothermie001). Sind es „nur“ 1,3 Millionen oder doch 2,2 Millionen Euro? Der Grünspecht hat tiefer gebohrt und ist auf weitere interessante Fakten und Details gestoßen. Und er ist der Frage nachgegangen, warum es für die Rieder Bürger wissenswert ist, wie viele Millionen im Bohrloch der Geothermie nun tatsächlich versenkt wurden. Sie sind nämlich mit fast 60 % Mehrheitseigentümer dieser Unternehmung.
Irgendwer dürfte sich verrechnet haben. Entweder die Anwälte der Geothermie, die bei Gericht einen Schaden in Höhe von 2,2 Millionen Euro geltend gemacht haben. Oder die Geschäftsführung der Energie Ried, die den Verlust ihrer Fernwärmetochter aus der Havarie und dem Konkurs der Bohrfirma öffentlich mit 1,3 Millionen Euro beziffert. Wer auch immer richtig liegt, kann dahingestellt bleiben. Die bei Gericht aufliegende Schadensliste liegt dem Grünspecht mittlerweile vor. Sie enthält Zahlen und Fakten, aus denen sich ableiten lässt, wie groß die Probleme der Geothermie sein dürften. Probleme, die über den Millionenschaden durch die Bohrhavarie hinausgehen.
Die Zahlen und Fakten aus der Schadensaufstellung sind nämlich durchaus aufschlussreich.
Da sind zunächst die geschätzten Kosten für das Verschließen des schadhaften Bohrlochs, die von der Geothermie getragen werden müssen. Diese wurden bei Gericht mit 315.000 Euro beziffert. An die Bohrfirma, die den Bohrschaden verursachte und in der Folge in Konkurs ging, wurden von der Geothermie Teilrechnungen bezahlt. Laut Aufstellung bei Gericht immerhin über 600.000 Euro. Diese Zahlungen sind durch den Konkurs der Bohrfirma verloren.
Das Vergabeverfahren, das mit dem Zuschlag an die später insolvente Bohrfirma endete, lief anscheinend nicht ganz reibungslos. Das kann zumindest angenommen werden, wenn man die bei Gericht von der Geothermie eingereichten Kosten für dieses Vergabeverfahren betrachtet. Insgesamt immerhin rund 350.000 Euro. Natürlich ebenfalls verloren, weil neu ausgeschrieben wurde und ein neues Vergabeverfahren erfolgen muss.
Aus Sicht des Grünspechts besonders spannend ist der Betrag von 290.000 Euro, der sich ebenfalls in der Geothermie-Aufstellung für das Gericht findet. Mit diesem Betrag beziffert die Geothermie die Kosten des Zuheizens mit Gas im letzten Winter 2016/17. Gleichzeitig weist der Fernwärmebetreiber aber darauf hin, dass aktuell ein deutlich höherer Anschlussgrad an Abnehmern vorliegt. Neu angeschlossen sind beispielsweise die Firma Wintersteiger, das Freizeitbad, die Alten- und Pflegeheime 1 und 2 und die Musikschule. Dem Grünspecht wird Angst und Bang bei der Vorstellung, welche Mengen an Gas im heurigen eisigen Februar verheizt werden müssen. Aus dem ebenso einfachen wie tragischen Grund, weil das geförderte Wasser zu kalt ist, um die geplante Heizleistung für die Fernwärmeleitungen zu erzielen.
Traurige Tatsache ist jedenfalls: Die Summe der gerichtlichen Schadensaufstellung der Geothermie ergibt tatsächlich 2,2 Millionen Euro.
Aber auch die von der Geothermie öffentlich in den OÖN genannten 1,3 Millionen Euro wären für die Stadt und damit für alle Rieder Bürger ein herber Verlust. Warum das so ist, zeigt ein Blick auf die Eigentümerstruktur der „GRB Geothermie Ried Bohrung GmbH“, so der vollständige Name des Unternehmens. Die GRB Geothermie Ried Bohrung GmbH steht zu 95 % im Eigentum der Energie Ried Wärme GmbH. Diese Gesellschaft wiederum hat zwei Gesellschafter. Die Energie Ried GmbH hält 60 % der Gesellschaftsanteile, die restlichen 40 % gehören einer Tochterfirma der Energie AG. Damit ist also die Energie Ried GmbH knapp 60 %iger Eigentümer der Geothermie. Die Energie Ried GmbH selbst gehört zu 100 % der Stadt Ried. Damit ist es aus Sicht der Rieder Bürger durchaus wissenswert, ob bei der fehlgeschlagenen dritten Bohrung eine Million Euro mehr oder weniger versenkt wurde. Und ob es jemals gelingen wird, Wasser zu fördern, das heiß genug ist, um auf das Zuheizen mit teurem und umweltbelastendem Gas verzichten zu können.