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Geothermie Ried: Millionenschaden

Unter keinem guten Stern scheinen die seit Jahren laufenden Arbeiten an der größten Geothermie Österreichs zu stehen: Nach den Problemen mit der Therme Bad Füssing im Jahr 2013 kam es vor wenigen Wochen bei der für das Projekt so wichtigen dritten Bohrung zu einem schweren Schadensfall. Die Geothermie könnte auf Kosten in Höhe von mehr als 2 Millionen Euro sitzen bleiben.

Die Geothermie versorgt weite Teile der Stadt Ried und der Nachbargemeinde Mehrnbach mit Heizenergie durch Heißwasser aus einem unterirdischen Heißwassersee. Das Projekt wird zu 95% gemeinsam von der Energie Ried und der Energie AG OÖ betrieben. Aus Um-weltschutzsicht hätte sich dieses nachhaltige Fernwärmeprojekt nach Meinung des Grün-spechts in Zeiten wie diesen nur positive Nachrichten verdient. Der Schadstoffausstoß beim Heizen mit fossilen Energieträgern wird immer mehr zum Problem.

Totes Bohrloch
Bild: Grünspecht – Totes Bohrloch

Die Realität des mutigen Projekts ist leider eine andere: In regionalen Medien wurden bereits mehrfach die Probleme der Geothermie thematisiert. Die Bezirksrundschau berichtete 2013 über Konflikte mit Bad Füssing. Grund: Druckverluste beim Heißwasser in der bayrischen Therme. Laut OÖN hängen die heißen Füssinger Quellen am selben unterirdischen Heiß-wassersee wie die bestehende Bohrung der Rieder Fernheizzentrale. Die OÖN berichteten 2014 auch über mögliche 107 statt der erzielten 92 Grad bei der Heißwasserförderung, die wegen der Druckverluste in Bad Füssing nicht erreicht wurden; und über die von der Ge-othermie angedachte mögliche Lösung für dieses Problem: die dritte Bohrung. Geplante Kosten dieser Baumaßnahme nach Grünspecht-Informationen: 3,6 bis 5,1 Millionen Euro, je nach Ausbaustufe.

Die lange und aufwändig vorbereitete Tiefenbohrung wurde im Dezember 2016 bei einem Spezialunternehmen in Auftrag gegeben und konnte im Juli 2017 endlich beginnen. Der Vor-trieb des Spezialbohrers sollte in den Heißwassersee in mehr als 2000 m Tiefe erfolgen. Diesmal sollte – so der in den OÖN verkündete Plan – Wasser ohne Druckverluste für Dritte und in deutlich höherer Temperatur an die Oberfläche gepumpt werden. Durch das Heiß-wasser aus dieser dritten Bohrung sollte auch erreicht werden, dass im Winter im Heizwerk nicht weiter mit Erdgas zugeheizt werden muss. Die Gaskosten dieser Zusatzheizung alleine in der Heizsaison 2017/18 betragen laut interner Berechnung der Geothermie immerhin knapp € 300.000,–. Bereits aus dieser Zahl kann man ableiten, wie wichtig ein Erfolg der dritten Bohrung gewesen wäre. Wirtschaftlich und umwelttechnisch.

Doch es sollte nicht sein: Im September 2017, nur wenige Wochen nach Beginn der Bohrarbeiten, kam es zu einem Schaden. In rund 550 Meter Tiefe drang durch einen Fehler der Bohrfirma Zement in das neu verlegte Rohr – die Baustelle stand still.

Die OÖN haben über die Folgen dieser Havarie berichtet: Die Bohrfirma musste beim Landesgericht Ried Konkurs anmelden, das Unternehmen ist mittlerweile geschlossen. Im Insolvenzverfahren der Bohrfirma hat nun die Geothermie den Schaden, der ihr durch diesen Bohrunfall entstanden ist, geltend gemacht: Insgesamt mehr als 2,2 Millionen Euro ergibt die Summe aus der Schadensrechnung. Die Geothermie muss das schadhafte Bohrloch nämlich aufgrund gesetzlicher Vorgaben wieder auf eigene Kosten verschließen. Dazu kommt das verlorene Geld, das die Geothermie in die dritte Bohrung investiert hat. Und nicht zu vergessen: Der Mehraufwand für das weiter notwendige Zuheizen mit Erdgas. Tatsache ist: Der Heizbedarf für die Geothermie steigt laufend. Immer mehr Rieder Haushalte und Großbetriebe schließen sich dem neu verlegten Fernwärmenetz an.

Traurige Tatsache leider auch: Die 2,2 Millionen Euro Schaden der Geothermie werden wohl nur zu einem Bruchteil im Konkurs gedeckt sein. Noch trauriger: Die Kosten für eine neue dritte Bohrung sind in dieser Summe noch gar nicht enthalten. Zur Erinnerung: Budgetiert waren für diese 3,6 bis 5,1 Millionen Euro – vor dem Bohrunfall.

Nicht nur aus Umweltschutzgründen kann man hoffen, dass bei dem für die ganze Region so wichtigen Bauvorhaben ab sofort über keine weiteren Hiobsbotschaften mehr berichtet werden muss: Die Energie Ried als wesentlicher Eigentümer und Betreiber der Geothermie gehört der Stadt Ried. Am Ende sind es deshalb hauptsächlich Gelder der öffentlichen Hand, die durch eine Bohrhavarie versenkt werden.