Die OÖ Bauordnung schreibt die Schaffung eines Auto-Stellplatzes pro Wohneinheit vor. Der Gemeinderat der Stadt Ried hat in seiner Dezember-Sitzung mehrheitlich die Erhöhung der zu errichtenden Parkplätze auf 1,5 je Wohneinheit beschlossen.
Angesichts der nach wie vor viel zu hohen täglichen Versiegelung von wertvollen Grünflächen ist die Erhöhung der Stellplatzverpflichtung über die gesetzliche Norm hinaus kontraproduktiv. Zudem hat der Bund von den Gemeinden im Rahmen klimastrategischer Überlegungen eine Reform der Stellplatzverordnungen eingefordert – in Richtung Verringerung!
Die verfügbare Fläche für Verkehr, Wohnen, Industrie etc. ist begrenzt, gerade in Ried! Umso wichtiger ist es, diese möglichst effizient zu nutzen. Die Erhöhung der Stellplatzverpflichtung stellt weder eine Strategie gegen die unwiederbringlichen Vernichtung der wertvollen Ressource Boden dar, noch ist sie eine Initiative für „Leistbares Wohnen“. Für die Wohnbauträger bedeutet dies eine enorme Verteuerung durch die Notwendigkeit, größere Grundstücke anzukaufen und mehr Parkplätze zu errichten und zu asphaltieren – oder die spärlichen Grünflächen noch mehr zu reduzieren.
Das Potential von Carsharing, Bikesharing und Parkplatz-Sharing ist groß. Das haben viele Gemeinden Österreichs bereits erkannt und schaffen innovative Angebote. Im digitalen Zeitalter bedeutet individuelle Mobilität, aus einer Vielzahl verschiedener Möglichkeiten flexibel wählen und diese kombinieren zu können – ohne vom Besitz eines eigenen Fahrzeugs abhängig zu sein. Die Vorschreibung von noch mehr Parkplätzen in Ried ignoriert daher völlig den vorherrschenden Mobilitätstrend und die zunehmende Sorge der Bevölkerung über die negativen Konsequenzen des fortschreitenden Bodenverbrauchs. Dem Auto wird mehr Platz eingeräumt als Gebäuden oder gar Spielplatzflächen und Gemeinschaftsgärten. Das ist Retropolitik ohne Vision für die Zukunft, die solch erschreckende Asphaltwüsten wie bei den neu entstandenen Wohnsiedlungen hervorbringt.