Am Stichtag 1.Jänner 2018 lebten 11.903 Personen in Ried. Die Einwohnerzahl der Stadt stagnierte viele Jahre lang, steigt aber seit 2015 kräftig an. Alleiniger Grund für das Bevölkerungswachstum Rieds ist die Zuwanderung. Wenn man sich die statistische Entwicklung und die Bautätigkeit in Ried ansieht, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Stadt erstmals in ihrer Geschichte die 12.000er Grenze überschreitet. Der 12.000ste Rieder steht tatsächlich vor der sprichwörtlichen Tür. Der Zuzug in die Stadt macht diese bunter, internationaler – urbaner. Zumindest ein wenig. Ein paar Gedanken und Fakten.
Wer in einer Stadt Leerstände, langsam verfallende Straßenzüge, desolate Gebäude, sinkende Grundstückspreise und schwindende Infrastruktur bejammert, muss bedenken, dass solche Phänomene typisch für schrumpfende Kleinstädte sind. Wer sich in Ried vor einer solchen Entwicklung fürchtet, sollte wissen, dass die Einwohnerzahl der Stadt Ried ohne Zuwanderung seit 2005 langsam aber beständig zurückgegangen wäre. Der Grund: Ried hat eine negative Geburtenbilanz. Es sterben also mehr Rieder als geboren werden.
Leerstände in der Innenstadt sind zwar in Ried aktuell auch ein bedeutendes Thema – aber nicht wegen schrumpfender Zahl oder Kaufkraft der Bevölkerung in und um Ried, sondern vor allem deshalb, weil in den Handelsstandort Ried mit dem Bau der Weberzeile zuletzt kräftig investiert wurde. Mit der Weberzeile ist ein weiteres städtisches Zentrum entstanden – das bisherige Rieder Zentrum rund um den Hauptplatz muss sich auf den Verlust seiner Monopolstellung erst einstellen. Und siehe da: Nicht zuletzt dank positiver Initiativen wie am Rossmarkt sieht es danach aus, als ob die Talsohle durchschritten ist und es wieder aufwärts geht.
Langsames, stetiges Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung ist also positiv für eine Stadt. Allerdings muss sich die Infrastruktur vor allem in den Bereichen Wohnen, Verkehr und Bildung darauf einstellen. Das ist für Ried eine der großen Herausforderungen der Zukunft. Dazu kommt: Zuwanderung in das städtische Zentrum einer wirtschaftlich derart dynamischen Region, wie es Ried und seine Umgebung ist, erfolgt zu einem wesentlichen Teil aus dem Ausland.
Die größten Arbeitgeber der Stadt wie Krankenhaus, FACC, Wintersteiger und Team 7 haben stetig steigenden Fachkräftebedarf, ebenso wie die Leitbetriebe rund um Ried wie Scheuch in Aurolzmünster oder Fill in Gurten. Das gleiche gilt für die vielen erfolgreichen Klein- und Mittelbetriebe in Ried und Umgebung. Die wachsende Wirtschaft verschafft unserer Stadt steigende Steuereinnahmen, die sinnvoll eingesetzt werden müssen.
Die Zuwanderung sorgt in Ried für eine urban-großstädtische Bevölkerungsstruktur: Von den 11.903 Rieder Bürgern zu Silvester 2017 hatten 2.506 nicht die österreichische Staatsbürgerschaft. Das entspricht 21% der Gesamtbevölkerung Rieds. Die Stadt hat mittlerweile Zuwanderer aus aller Welt, unter anderem 347 aus Asien, 218 aus Deutschland, 554 aus der Türkei und 308 aus Bosnien.
Ein sehr großer Teil der Zuwanderer sind Familien mit Kindern. Eine Herausforderung für unsere städtischen Bildungseinrichtungen: Kindergärten, Schulen, und Horte. Diese benötigen mehr Mittel und mehr Personal. Eine ordentliche Willkommenskultur und nachhaltige Integration ohne Unterstützung des primären Bildungsbereichs wird nicht funktionieren. Kreative Lösungen für diese Bildungseinrichtungen durch die regionale Politik, die regionale Wirtschaft mit ihren Leitbetrieben und die städtische Zivilgesellschaft sind erforderlich. Warum sollte sich Ried in diesem Bereich nicht als Modellfall präsentieren?