Industrie und Pflege und ein dummer Kinospot.
International tätige Industrieunternehmen investieren im Innviertel in die Schaffung von tausenden zukunftsträchtigen Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Das nagelneue Pflegeheim in Eberschwang kann mangels Pflegekräften nur zu einem Viertel in Betrieb gehen. Und ein Werbespot der Freiheitlichen Jugend faselt über Probleme, die verursacht würden durch zugewanderte Fachkräfte, die von „Rot-Grün gewünscht“ worden sein sollen.
Als Faktensammlung zwecks Meinungsbildung eines Innviertlers zum Thema „Zuzug ausländischer Fachkräfte“ war zuletzt das Lesen des Lokalteils der OÖN sehr gut geeignet. Dort war zunächst in den letzten Wochen zu lesen, dass Unternehmen wie FACC, KTM und ABB angekündigt haben, in ihren Betrieben im Innviertel rund 2000 Arbeitsplätze schaffen zu wollen. Man braucht nicht Volkswirtschaft studiert zu haben, um die positiven Impulse solcher Investitionen für den gesamten regionalen Wirtschaftsraum zumindest erahnen zu können. Stichworte: Zulieferbetriebe und Zusatzarbeitsplätze, Lohnniveau und Kaufkraft. Nicht umsonst ist das Innviertel einer der stärksten Industriemotoren Österreichs mit einer der höchsten landesweiten Wachstumsraten. Keine andere österreichische Region hat „die Chancen der Globalisierung so gut mit regionalen Stärken verzahnt“ (Quelle: Trend 13/2017. Dort gibt es auch die Zahlen, Daten und Fakten zu dieser Aussage im Detail).
Zwischenbewertung dieser Fakten: Der Arbeitsmarkt der Region Innviertel – mit den beiden aufgezeigten Beispielen Industrie und Pflege– zieht internationale Arbeitskräfte an. Und es ist egal, ob das der Freiheitlichen Jugend passt oder nicht. Aus demographischen Gründen ist die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften schlicht eine unbedingte Notwendigkeit. Die Wandlung des Innviertels von einer ehemaligen Krisenregion in eine österreichische Boom-Zone wäre ohne ausländische Fachkräfte unmöglich gewesen.
Warum man das festhalten muss? Nun, weil in den OÖN eben auch zu lesen war, dass sich Kinobetreiber in OÖ weigern, einen Werbespot der Freiheitlichen Jugend zu zeigen, mit dem gegen die Zuwanderung kampagnisiert und stattdessen die Förderung der Ausbildung der „eigenen Jugend“ gefordert wird.
Der Grünspecht meint: Das Innviertel wird beides brauchen. Zuwanderung und Ausbildung. Und der Grünspecht fragt sich, was wohl der in den OÖN zitierte Chef von ABB zu dem Spot der Freiheitlichen Jugend, in dem Flucht- und Arbeitsmigration vermischt werden, sagen wird. Dieser Manager hat nämlich aus Anlass der Ankündigung, sein Unternehmen werde 100 Millionen investieren und 1000 neue Arbeits- und Ausbildungsplätze in einem Innviertler „Silicon Valley der Industrieautomation“ schaffen, „ein offenes Österreich“ gefordert, „in dem sich internationale Fachkräfte wohlfühlen“. Hoffentlich gehen die ausländischen Fachkräfte, die über unsere Wirtschaft oder zur Pflege in unsere Region kommen, nicht in ein Kino, in dem der dumme Spot der Freiheitlichen Jugend gezeigt wird. Von wegen Wohl- und Willkommenfühlen!