#zukunft-trinkwasser-innviertel016

„Wieviel Wasser wollt ihr denn noch schützen?“

„Wieviel Wasser wollt ihr denn noch schützen?“

„Wieviel Wasser wollt ihr denn noch schützen?“ Diese provokante Frage stellte nicht etwa ein ahnungsloser Politiker, sondern – so erinnert sich ein hochrangiger Mitarbeiter im Amt der Oberösterreichischen Landesregierung anlässlich eines Gesprächs zwischen Vereins- und Gemeindevertretern und „Wasser-Landesrat“ Elmar Podgorschek – ein Mitbewerber aus der Schotter-Branche.

Diese Frage war aber nicht das einzige Statement, das bei manchen der Gesprächsteilnehmer Irritationen auslöste. Auch der Hinweis, dass es neben uns (Verein ZUKUNFT WALDZELL, Gemeinde, Anm.) auch noch die „andere Seite“ gäbe und diese Seite andere Interessen verfolge, verstörte – und befreite zugleich, denn auf die Frage, wer denn mit der „anderen Seite“ gemeint sei, antwortete er ganz offenherzig: „Die Wirtschaft.“ Und auf unser Drängen, ob er diese Aussage präzisieren könne, meinte er wortwörtlich: „Die Schotterbarone!“
Damit haben wir es quasi amtlich, was ohnehin jeder halbwegs informierte Bürger und jede Bürgerin weiß: Politische Entscheidungen werden nicht ausschließlich auf Basis von Sachlichkeit getroffen! Lobbyismus gibt es auf allen Ebenen der Politik, von der Gemeinde bis zur EU.

Wieviel Wasser wollt ihr denn noch schützen?
Bild: Grünspecht – wertvolles Gut Wasser

„Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan“ heißt das Druckwerk, das im Auftrag des Umweltministeriums alle sechs Jahre erstellt wird. Der aktuelle Plan stammt von 2015 und fordert u.a. „Grundwasser so zu schützen, dass eine schrittweise Reduzierung der Verschmutzung und Verhinderung der weiteren Verschmutzung sichergestellt wird.“ Damit übernimmt man eine von vielen Forderungen der EU, die mit der sogenannten „Wasserrahmenrichtlinie“ erhoben wurden und mit der sich auch der Umweltdachverband beschäftigt hat. In einer seiner Publikationen erfährt man nämlich, dass es das Ziel der Mitgliedstaaten sei, „alle Grundwasserkörper zu schützen, verbessern und zu sanieren.“ „Alle Grundwasserkörper“, das bedeutet für Österreich den Schutz von 138 Grundwasserkörpern, den oberflächennahen und den Tiefengrundwasserkörpern. Letztere nehmen, „durch nahezu undurchlässige Deckschichten (Tone und Lehme) und ihre Tiefenlage besonders vor Umwelteinflüssen geschützt, im Fall von Katastrophen, z.B. bei großflächigen Kontaminationen, als Notversorgung eine wichtige Position innerhalb der Wasserversorgung ein.“
Das kann für unsere Region bzw. für ganz Oberösterreich doch nur bedeuten, dass der bereits im Jahr 2012 vom Umweltbundesamt ausgewiesene 916 km² große Einzelgrundwasserkörper Kobernaußerwald-Hausruck, der von Mattighofen im Westen bis Lambach im Osten und von Altheim im Norden bis Frankenmarkt im Süden reicht, besonderen Schutz verdient. Doch davon wollten die Landesregierung und die Abteilung Grund- und Trinkwasserwirtschaft 2016 nichts wissen. Wie im Beitrag Zukunft Trinkwasser Innviertel 008 beschrieben, wurde die Grundwasservorrangfläche Kobernaußerwald reduziert und in eine Kern- und eine Randzone zerlegt. Im Mittelpunkt künftiger Grundwasserentnahmen steht dabei der 150 km² große Grundwasserspeicher, ein „Grundwasserberg“ mit einer Mächtigkeit von 100 m, der insbesondere in seinem westlichen und südwestlichen Randbereich größere Entnahmen bis in eine Größenordnung von 100 l/s – aus entsprechend ausgebauten Brunnenanlagen – als möglich erscheinen lässt.

Wolfgang Pirker