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Trinkwasser021

„Wir helfen gerne!“

„Wir helfen gerne, weil wir eine Region sind“, sagte im Jahr 2006 Horst Patsch, damals Bürgermeister von Überackern und Obmann des Wasserverbandes Weilhart, anlässlich der Entscheidung, das bayerische Burghausen mit Wasser aus dem österreichischen Weilhartsforst zu versorgen.

Grenzregion
Bild: Grenzregion Bayern/Österreich

Vier Jahre später erscheint an der BOKU, der Wiener Universität für Bodenkultur, eine Diplomarbeit über diesen Wasserverband mit dem Titel „Entwicklung eines Wasserversorgungsverbandes anhand eines Fallbeispiels. Ist-Zustand, Strategien und Maßnahmen“ und der Verfasser Werner Sommer stellt die Frage, ob bei der Fernversorgung Burghausens neben der nachbarschaftlichen Solidarität nicht auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen und ob das ganze „Burghausen-Projekt“ überhaupt dem Sinn der Wasserrahmenrichtlinie 2000 und somit dem Sinn der Nachhaltigkeit entspricht.
Die Antwort ist ein deutliches „Nein“. Begründung: „Anstatt eines konsequenten und umfangreichen Grundwasserschutzes im Bedarfsgebiet auf Ressourcen aus alternativen Gebieten zurückzugreifen, widerspricht den Grundsätzen des umfassenden Grundwasserschutzes und der Nachhaltigkeit. Als temporäre Lösung sicherlich geeignet die spontan nicht zu verändernde Situation zu überbrücken, stellt ein derartiges Projekt auf lange Sicht keinen nachhaltigen Ausweg dar.“
Damit stehen auch die Wasserdienstleistungs GmbH (WDL) bzw. ihr „Vorgänger“, das Landeswasser-Unternehmen (LWU) in der Kritik, denn der Verkauf von 1,5 Mio m³ Trinkwasser (Laufzeit 30 Jahre, maximale Förderleistung 2,2 Mio m³ pro Jahr) aus dem Aquifer unter dem Weilhartsforst an Burghausen wurde durch das LWU und ohne das Wissen der ansässigen Bevölkerung vereinbart. Erst als das Projekt durch einen Zeitungsartikel bekannt wurde, regte sich Widerstand. Eine Bürgerinitiative wurde gegründet und in weiterer Folge der Wasserverband Weilhart (WVW). Zweck dieses Verbandes: Gemeinsame Interessensvertretung der fünf betroffenen Gemeinden Gilgenberg, Hochburg-Ach, Schwand, Tarsdorf und Überackern. Doch was sind die gemeinsamen Interessen?

Lange Zeit beschränkten sich diese auf die Verhandlungen über den Trinkwasserverkauf an Burghausen. Dann wurde die Chance erkannt, den WVW für andere Aufgabenbereiche zu nutzen. Die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes zur Trinkwasserversorgung im Verbandsgebiet wurde als neue Aufgabe festgesetzt und diese mit der Beauftragung der vorliegenden Diplomarbeit eingeleitet.

In der Problemanalyse zeigte sich, dass die öffentliche Trinkwasserversorgung ganz gut funktioniert und in technischer Hinsicht sehr gut von OÖ Wasser, dem Dachverband von mehr als tausend Wassergenossenschaften, betreut wird. Als Problem wurde die Notfallsvorsorge erkannt, denn bei vielen Genossenschaften gibt es nur ein Standbein und keinen Notfallsplan.

Doch wesentlich größer sind die Probleme im Bereich der Hausbrunnen, die hauptsächlich durch bauliche Mängel verursacht sind und das größte Problem überhaupt sind die strukturellen Defizite in der Region, denn „in weiten Bereichen ist die Form der Wasserversorgung nicht der Siedlungsstruktur angepasst und birgt so großes Potential für Effizienz-, Sicherheits- und Qualitätssteigerungen.“
Und in Hinblick auf die Problemfelder Kommunikation – Information fordert Sommer mit Nachdruck: „Der Wasserverband Weilhart muss sich als aktiver Player präsentieren, die Wassergenossenschaften sollen in die Arbeit des WVW einbezogen und ein Akteursnetzwerk formiert werden.“

Wolfgang Pirker