Über Wasser und Grenzen
Westlich vom Kobernaußerwald und westlich von Eggelsberg liegt der Weilhartsforst. Und westlich vom Weilhartsforst liegt die Stadt Burghausen mit der längsten Burg der Welt. Und noch weiter westlich liegt Burgkirchen an der Alz. Die Salzach bildet hier die Grenze zwischen dem Bezirk Braunau und dem Landkreis Altötting und somit zwischen Österreich und Bayern.
Und was die AMAG für Braunau und WACKER für Burghausen, das bedeutet GENDORF für Burgkirchen: Diese Unternehmen zählen zu den größten Arbeitgebern in der Region. Das ist die eine Seite.
Die andere: So wie die Region Braunau brauchen auch die Regionen Burghausen und Burgkirchen Wasser, viel Wasser. In der Stadt Braunau, die von zwei Brunnen im nahe gelegenen Lachforst versorgt wird, ist der Verbrauch so groß, dass die Gemeinde schon vor langer Zeit vom Land aufgefordert wurde, eine Notwasser-Versorgung durch einen weiteren Brunnen zu errichten, einen Brunnen im Weilhartsforst. Nach anfänglichem Widerstand durch Anrainer und Gemeinden, die ein Sinken des Grundwasserspiegels nicht nur befürchteten, sondern bei mehr als 50 Hausbrunnen tatsächlich beobachten konnten, wurde das Projekt mittlerweile realisiert und so fließen heute große Mengen Wasser vom Weilhartsforst über eine 12 Kilometer lange Leitung nach Braunau, wo schon jetzt mehrere Großbrunnen bestehen, aus denen jährlich 10 Millionen m³ Wasser entnommen werden.
Der Weilhartsforst versorgt aber nicht nur Braunau. Seit 2007 bezieht auch Burghausen sauberes Wasser aus dem Weilhartsforst, und zwar rund 1,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Für diesen Zweck wurde 2004 der aus den fünf Gemeinden Überackern, Hochburg-Ach, Gilgenberg, Schwand und Tarsdorf bestehende Wasserverband Weilhart gegründet. Mit dem Trinkwasser aus dem Weilhartsforst werden seither neben der Stadt Burghausen aber auch diese fünf Gemeinden und – falls erforderlich – deren umliegende Gemeinden versorgt. „Ohne Zustimmung des Verbandes“, erklärt Horst Patsch, ehemaliger Obmann und Ex-Bürgermeister von Überackern, in einem Gespräch mit der Bezirksrundschau vom 05.03.2014, „erfolgt jedoch keine weitere Wasserentnahme.“ Der Verband verfolge vielmehr den Zweck, „das Wasservorkommen unter dem Weilhartsforst zu erhalten und zu schützen, um die Wasserversorgung der Region heute und für zukünftige Generationen zu sichern.“
Soweit so gut. Doch da stellt sich schon die Frage, warum gerade Burghausen Wasser aus Österreich braucht und wer überhaupt das Wasser an Burghausen verkauft, oder – grundsätzlich gefragt – verkaufen darf.
Die kurze Antwort: Das Burghauser Trinkwasser ist nach einem Bericht im „Burghauser Anzeiger“ vom 09.12.2016 auch 24 Jahre nach Beginn eines städtischen Schutzprogramms mit Nitrat belastet, einem Stoff, der nach Umwandlung im Magen zu Nitrit wird und krebserregend ist. Mit fast 40 Milligramm pro Liter Burghauser Wasser liegt der Wert nur 10 Milligramm unter dem gesetzlichen Grenzwert und 15 Milligramm über dem Richtwert der EU. Wasser aus dem Weilhartsforst dagegen enthält nur 12 Milligramm pro Liter und ist außerdem frei von Pestiziden.
Und wer beliefert Burghausen mit dem guten Wasser aus dem Weilhartsforst? Die WDL, die Wasserdienstleistungsgesellschaft GmbH, Tochterunternehmen der Energie AG Oberösterreich Umwelt Service GmbH, die sich „in den letzten Jahren zu einem führenden österreichischen Wasserdienstleister entwickelt hat“, wie auf der Website zu lesen ist.
Wolfgang Pirker