Go West?
Angesichts der eindeutigen Zahlen beim gegenwärtigen und künftigen Wasserverbrauch könnte man fast den Eindruck gewinnen, der Norden und Osten des Kobernaußerwaldes sei ein wirtschaftliches Notstandsgebiet und es sei nicht klar, wohin die Reise der Gemeinden dieser Region gehe. Go west! Wäre das eine Option?
„Trinkwasser als Standortfaktor für Gemeinden!“ lautete der Titel des „Trinkwasserdialogs“ am diesjährigen Weltwassertag (22. März) in den Redoutensälen in Linz. Eingeladen hatte „Wasser-Landesrat“ Elmar Podgorschek, der mit dieser Veranstaltung „die Stakeholder zu diesen Themen“ an einen Tisch bringen wollte.
Und nur zwei Wochen darauf liest man im Wirtschaftsteil der OÖN: „ABB bringt tausend neue Arbeitsplätze ins Innviertel.“ Die zwischen Kobernaußerwald und Weilhartforst gelegene Gemeinde Eggelsberg soll zum „Silicon Valley der Industrieautomation“ werden, so Ulrich Spiesshofer, Chef des Schweizer Technologiekonzerns ABB, der im April 2017 das Innviertler Familienunternehmen Bernecker & Rainer mit derzeit 2300 Mitarbeitern gekauft hatte. „Eggelsberg (2100 Einwohner) soll zu einem von fünf Forschungszentren im Konzern ausgebaut werden und sich somit in eine Liste mit Standorten wie Shanghai und Bangalore einreihen“, so Spiesshofer weiter. Und Christoph Kotanko, OÖN-Redakteur mit Bezug zum Innviertel, schreibt am 3. Mai 2018:
„Das Innviertel hat eine Sonderstellung: Bundesweit erlebt keine andere Region einen derartigen Boom an Investitionen. Nirgendwo sonst ist daher die Nachfrage nach qualifizierten Leuten größer.“ Und er nennt mit der AMAG in Ranshofen und FACC zwei weitere Unternehmen, die ständig auf der Suche nach Mitarbeitern seien. „Diese Entwicklung schaffe aber auch Probleme, freilich solche, die andere gern hätten“, so Kotanko, und zählt auf: „Verkehrsprobleme, die digitale Infrastruktur und den Wohnbau, aber auch die Herausforderung, aus 2500 Arbeitslosen im Bezirk Braunau qualifizierte Arbeitskräfte zu machen. Dazu bedarf es einer Bildungspolitik und einer betrieblichen Ausbildung, die modernsten Anforderungen genügen muss – Stichwort Individualförderung.“
Was in der Begeisterung über diese wirtschaftlichen Aussichten untergeht, ist die eingangs angeschnittene Thematik des Trinkwassers als Standortfaktor für Gemeinden. Immer wieder hört man von Versorgungsproblemen in einer anderen Innviertler Boom-Region, nämlich der Region Reichersberg – St. Martin im Norden des Bezirks Ried. Könnte es nicht sein, dass diese und noch weitere Gemeinden im Bezirk Ried für deren Weiterentwicklung genau den Kobernaußerwald und dessen Wasserreserven einmal brauchen werden?
Der ehemalige Landtagsabgeordnete Helmut Schamberger (SPÖ) forderte bereits im Jahr 1993 angesichts der „katastrophalen Qualität des Rieder Wassers“ die Stadt Ried und die Umlandgemeinden auf, „sich gemeinsam um die Sicherung eines Wasserschutzgebietes im Hausruck oder Kobernaußerwald zu bemühen und dort Gründe zur langfristigen Sicherung einer guten Wasserreserve anzukaufen.“
Und es ist keine zehn Jahre her, dass sich auch arabische Investoren für Trinkwasser aus dem Kobernaußerwald interessierten. In St. Johann am Walde hatten Probepumpungen gezeigt, dass sich in 180 Meter Tiefe viel Grundwasser befindet. Und der Standort der Wassersuche befindet sich zwischen Saiga Hans und Höhnhart, also im Norden des Kobernaußerwaldes und nicht im Westen.
Wolfgang Pirker